vsao Replik zum Artikel vom 29.09.23 im Toggenburger Tagblatt
Die Aussage von Eigenmann, dass es ein Vorteil in Privatkliniken sei, nur von Fachärztinnen und -ärzten behandelt zu werden, ohne lange Wartezeiten in Kauf nehmen zu müssen, die andernorts entstünden, da man dort zuerst von Assistenzärztinnen und -ärzten beurteilt werden müsse, konnte der vsao St. Gallen / Appenzell so nicht stehen lassen.
vsao-Replik zum Artikel «Rettung umfährt Berit-Klinik immer noch vom Toggenburger tagblatt 29.09.2023
Im Artikel des Toggenburger Tagblatt vom 29.09.2023 zur Umfahrung der Rettungsdienste des neuen Notfallzentrums in Wattwil zeigte Frau Eigenmann (Standortleiterin Beritklinik Wattwil) exemplarisch, wie sich das Verständnis der Privatkliniken zum Rest des schweizerischen Gesundheitswesens verhält. Ihre Aussage, dass die Behandlung an ihrem Standort im Vergleich zu Spitälern speditiver sei, da man als Patient direkt von Fach- und nicht erst umständlich von Assistenzärzten beurteilt werde müsse, liess tief blicken.
Die Privatkliniken bestätigten so den Eindruck des Verbands schweizerischer Assistenz- und Oberärzt:innen(vsao), dass sich diese nicht für die Ausbildung des schweizerischen Ärztenachwuchses verantwortlich fühlen. Die finanzielle und organisatorische Last der Ausbildung wird getrost den öffentlichen rechtlichen Spitälern überlassen, die Privatklinik konzentriert sich danach aufs Abwerben dieses Personals. Aus Sicht des vsao ist solches «Rosinen-Picken» mit ein Grund dafür, dass die Privatspitäler im Vergleich zu öffentlichen Spitälern profitabler sind.
Es sollte Aufgabe von allen Spitälern und eben auch Privatkliniken sein, Assistenzärzte auszubilden und so dazu bei zu tragen, dass es auch in Zukunft gut ausgebildete und motivierte Ärzte und Ärztinnen in der Ostschweiz gibt.
Gerade Assistenzärzt:innen bemühen sich sehr einen Patienten ganzheitlich und umfassend zu betrachten. Die anschliessende zusätzliche Beurteilung durch die zuständige Kaderarztperson kann zu längeren Wartezeiten führen, bietet jedoch die Chance, dass zwei Fachkräfte den Patienten beurteilen und so mögliche Fehleinschätzungen vermieden werden.
Aus all diesen Gründen müssen wir der Aussage von Frau Eigenmann vehement widersprechen. In Anbetracht der grossen Herausforderungen im Gesundheitswesen gilt es die Solidarität hochzuhalten, Belastungen fair aufzuteilen und sich für eine nachhaltige Weiterbildungen von jungen Kolleginnen und Kollegen zu engagieren.
Für den Vorstand der vsao-Sektion St. Gallen / Appenzell, Dr. med. Evelyn Keller Studer.