Ein Verwaltungsrat auf Irrwegen

Die Reaktion zum Artikel Massive Kritik am Verwaltungsrat vom St.Galler Tagblatt 7. Dezember des vsao St. Gallen und Appenzell findet ihr hier!

Ein Verwaltungsrat auf Irrwegen – Reaktion zum Artikel Massive Kritik am Verwaltungsrat vom St.Galler Tagblatt 7. Dezember

 

Die jüngsten Entwicklungen in der Geschäftsführung des St.Galler Spitalverbunds lösen nicht nur bei ehemaligen Chefärztinnen und Chefärzten Irritationen aus, auch der Verband schweizerischer Assistenz- und Oberärzt:innen beobachtet diese mit grösster Sorge.

 

Die Anforderungen an Stefan Lichtensteiger in den vergangenen Jahren waren enorm;  dennoch hatte er sich stets für einen kontinuierlichen Austausch und Dialog mit den Sozialpartnern engagiert. In Zeiten stürmischer See, wäre auf der Brücke ein erfahrener Kapitän notwendig. Dieser drosselt bei starkem Seegang die Maschinen und schaut auf seine Mannschaft, dass er so zum Ende sicher im Hafen eintreffen wird. Möglicherweise ist dies mit einer etwas späteren Ankunft verbunden, die Sicherheit und das Überleben des Ozeandampfers (in unserem Falle des Spitalverbundes) wäre aber garantiert. Pocht der Reeder (in St.Gallen der Verwaltungsratspräsident Stefan Kuhn) aber auf eine pünktliche Ankunft, nimmt er den Untergang des gesamten Schiffes oder erhebliche Schäden in Kauf.

 

Dieses Beispiel veranschaulicht, wie der Verwaltungsrat in den vergangenen Jahren aus Sicht des vsao wirtschaftete und offenbar in naher Zukunft vor hat zu wirtschaften. Prioritär scheint die schwarze Null und zwar nicht innert fünf Jahren, sondern so rasch als möglich. Dass infolgedessen zahlreiche Kollateralschäden entstehen, deren Behebungen im schlechtesten Falle Jahrzehnte benötigen werden, wird willentlich in Kauf genommen. Wer nur an Zahlen glaubt, kann so wirtschaften, wer aber weiss, dass das Spitalpersonal vor allem Vertrauen benötigt und gehört werden will, nimmt gelegentlich ein verlangsamtes Tempo, um die gesamte Belegschaft abzuholen, in Kauf. In Zeiten eines Fachkräftemangels ist dies ein unabdingbares Gebot.

 

Die Führungsmängel im Verwaltungsrat werden nun offensichtlich. Ob die Regierung über deren Ausmass Bescheid wusste wagen wir zu bezweifeln. Der vsao fordert mit Nachdruck, dass die bislang erreichten Erfolge vom CEO Stefan Lichtensteiger berücksichtigt werden, und zugleich anerkannt wird, dass die unternehmerischen Herausforderungen beträchtlich sind. Die Reduktion des Defizits von 60 Millionen auf 13 Millionen spräche für sich, und der vsao ist zuversichtlich, dass in den nächsten Jahren eine schwarze Null erreicht werden kann.  Hierfür müssen notfalls zusätzliche Mittel gesprochen werden, Parlament und Regierung sind daher gefordert. Die St.Galler Gesundheitsversorgung darf nicht so leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden, wie dies derzeit der Fall ist. Was wir brauchen ist Stabilität, Akteure mit Weitsicht und den Rückhalt des Kantons.

 

Dr. med. Severin Baerlocher
Vorstandspräsident vsao Sektion St. Gallen / Appenzell – www.vsao-sg.ch
Vizepräsident vsao Schweiz – www.vsao.ch